Thursday, February 19, 2009

Radfahren in San Francisco 1: Die Basics

Radfahren in San Francisco ist nicht einfach Fortbewegung oder Vergnügen, sondern hat sehr viele Facetten, sogar politische. Es gibt jedenfalls immer einen Gesprächseinstieg, wenn man irgendwo mit Velohelm und Radpacktasche aufkreuzt. "Oh, you ride your bike in the City - Du fährst hier Fahrrad?" ist dann meist die Frage und je nach Person mit anerkennendem oder erstauntem Unterton, der auch schon mal "Bist Du verrückt?" bedeuten kann. Velofahren oder mountain biken als Freizeitvergnügen, das geht, da wird das Velo aufs Auto geladen und dann im Park oder im Grünen geradelt. Aber Fahrradfahren als alltägliches Transportmittel, das übersteigt das Vorstellungsvermögen mancher Amerikanerinnen und Amerikaner. Man kann es ihnen ja auch nicht verübeln, schliesslich ist das ganze Land aufs Auto ausgelegt. San Francisco, das sich ja immer gerne der Zeit voraus und grün gibt, gilt aber als eine der velofreundlichsten Städte in den USA (Portland soll noch ein bisschen besser sein - aber da waren wir noch nicht). Und tatsächlich hat San Francisco offenbar den höchsten Anteil an Leuten, die mit dem Rad zur Arbeit fahren (die Zahlen für 2006: 2.5% in San Francisco, 0.8% in Kalifornien und 0.5% in den USA). In San Francisco gibts mit 10'000 Mitgliedern die grösste Interessengemeinschaft für Radfahren in den USA (die SF Bicycle Coalition) und tatsächlich auch einiges an velofreundlicher Infrastruktur (siehe unten). Ist San Francisco also der Traum aller Velofahrerinnen? Das wäre schön, es gibt aber leider auch ein paar nicht so tolle Aspekte: abgesehen von den zahlreichen Hügeln und dem stetigen Wind sind es vor allem die schlechten Strassen, die das Fahrvergnügen einschränken (irgendwo hab ich mal gelesen, dass 60% der Strassen in den USA dringend saniert werden müssen - die sind wohl alle in SF...). Es ist nicht nur unangenehm, ständig über Höcker oder Löcher zu fahren sondern auf stark befahrenen Strassen auch nicht ungefährlich, wenn man in Schlangenlinien fahren muss, um die ärgsten Schläge zu vermeiden. Aber das wird wohl ein Eintrag für sich werden. Dann ist auch die Stimmung zwischen den Autofahrerinnen und den Velofahrern etwas aufgeheizt, so dass es schon mal zu verbalen oder auch tätlichen Auseinandersetuzungen kommen kann. Viele Autofahrer nehmen Radfahrerinnen gar nicht als vollwertige Verkehrsteilnehmer sondern eher als Verkehrshindernis wahr und schneiden einem z.B. einfach den Weg ab beim Rechtsabbiegen (ohne Blinken und Schauen). Andererseits gibts aber auch sehr zuvorkommende Autofahrer, die an Stoppstrassen prinzipiell den Fahrradfahrern den Vortritt lassen, damit diese nicht abbremsen müssen. Dies soll aber ein freundlicher Eintrag bleiben, deshalb hier eine Liste mit den guten Sachen:
  • Fahrradwege: gibt es viele, manche sogar mit neuem schön glattem Belag - dann ein Vergnügen! Leider werden sie aber oft als Parkplätze missbraucht (was offenbar mit 100$ gebüsst werden kann in San Francisco, wie ich grad auf der Seite der Bicycle Coalition gelesen habe:-))
  • Right to use full lane: Wenn kein expliziter Radweg vorhanden ist, haben Velofahrer in Kalifornien das Recht, eine ganze Fahrspur in Beschlag zu nehmen. Dies macht man auch mit Vorteil, weil man sonst Gefahr läuft, sehr knapp überholt oder von sich öffnenden Autotüren abgeschossen zu werden. Wir waren deshalb schon mehrmals in Diskussionen verwickelt, wo Autofahrer uns mehr oder weniger freundlich klar machen wollten, dass wir so den Verkehr aufhalten oder - ganz perfid - dass wir mit unserem Verhalten gefährliche Situationen provozieren, weil die Autofahrer Spur wechseln oder abbremsen müssen. Interessanterweise regt sich nie jemand auf, wenn ein Auto einfach mitten auf der Strasse geparkt ist...
  • Fahrradkarte von San Francisco: darauf sind alle Steigungen eingezeichnet - sehr hilfreich und viel genutzt, so kann man sich zwischen den Hügeln durchschlängeln.
  • Fahrradständer auf den Bussen: Das ist mein Favorit! Auf allen Bussen hats vorne ausklappbare Ständer, auf dem zwei Fahrräder mitgenommen werden können. Kostenlos. Hier gibts ein Video, wie das Aufladen funktioniert, hier eine Bildstrecke. Die Velos können ausserhalb der Stosszeiten auch gratis im BART (Schnellbahnsystem) transportiert werden.
So, dies reicht mal für den Anfang, ich hänge noch ein paar Bilder zur Illustration an. Fortsetzung folgt...

















































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